Virtual und Augmented Reality – Die Evolution des Formats
- August 2018 | Frank Puscher
Augmented Reality wird salonfähig, Virtual Reality wartet – auch in der Hotellerie – nach wie vor auf den finalen Durchbruch. Eine Bestandsaufnahme.
Virtual Reality für Räume, Städte, Landschaften und Augmented Reality für Produkte. Die Welt der Digitalisierung kann so einfach sein. Vor Jahresfrist wurden beide Technologien noch ganz oben auf dem Hypecycle gefeiert, heute diffundieren sie in den Alltag des Marketing-Betriebs. Die Möglichkeiten beider Ansätze sind einigermaßen ausgelotet, die Grenzen leicht überstrapaziert. »Die Immobilienwirtschaft hat die Möglichkeiten von Virtual Reality voll angenommen«, erklärt Philip Wogart im Rahmen des Mobile Advertising Summit. Der Zusatznutzen, den die dreidimensionale Visualisierung von noch nicht gebauten Objekten für Käufer, Architekten und Bauherren bedeutet, ist leicht zu greifen. Angesichts der Umsatzvolumina nimmt die Investition in VR-Ausrüstung nur minimale Bedeutung ein. Und der Prozess, also das Zusammenkommen an einem zentralen Punkt, wo eben die VR-Installation angeboten wird, ist gelernt. »Das integriert sich nahtlos«, meint Wogart.
Die Hotellerie ist davon natürlich ebenso in der Planungs- und Bauphase betroffen, aber in Richtung Endkunden fällt dem Gastgewerbe wenig ein. Die virtuelle Hochzeitsentführung von Marriott liegt schon drei Jahre zurück. Das Angebot, sich VR-Brillen in einem Londoner Haus ausleihen zu können, gibt es seit zwei Jahren. Seitdem ist nicht viel passiert. Nur im Präsenz-Marketing auf Messen oder bei Pop-up-Installationen trauen sich Hoteliers und Destinationen an VR. Ein wunderbar liebevoll gestaltetes Beispiel zeigte im vergangenen Jahr das Stadtmarketing von Davos-Klosters.
»Wir werden über VR auf Dauer mehr Autos verkaufen.« Das meint auch Jens Thiemer, Vice President Marketing bei Mercedes. Auch hier schielt man auf temporäre Locations in Innenstädten oder im Rahmen von Veranstaltungen. Ein Auto kann man für die Aufmerksamkeit mitbringen, der Rest geschieht virtuell. »Der stationäre Händler kann mit solchen Systemen heute nicht umgehen«, gibt eine hochrangige Automobil-Managerin zu bedenken. Ähnlich wäre das sicher auch bei offenen Hotelinstallationen.
Wegen dieser Hürde und den hohen Investitionskosten behilft sich die Automobilindustrie aktuell mit interessanten Experimenten in Augmented Reality. BMW hat mit dem iVisualiser eine App entwickelt, in der man sich das eigene Auto konfigurieren und dann virtuell gleich in der eigenen Garagenauffahrt abstellen und ablichten kann.
Noch organischer funktioniert das bei Snapchat. Hier gibt es bereits seit 2016 die »AR-Lens«. Bislang waren das statische oder zweidimensionale »Aufkleber«, seit Kurzem gibt es aber 3D-Modelle, die ungefähr das Gleiche machen wie eine IKEA-App, in der sich Möbel frei im Raum positionieren lassen. Das erzeugte Bild oder Video kann man natürlich direkt als Snap weiterleiten. BMW hat dies ebenfalls bereits mit dem X2 erfolgreich exerziert. Für das Gastgewerbe wird höchste Zeit, sich näher mit diesen beiden Technologien zu beschäftigen. Nach wie vor bleiben die 360-Grad-Videos des Radisson Blu Hannover eines der Vorzeigebeispiele in Deutschland. Obgleich sie gut gemacht sind, ist das ein Armutszeugnis für die Branche.
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